In der Vergangenheit hat sich der inlandsorientierte Mittelstand robust und nur wenig abhängig von konjunkturellen Schwankungen gezeigt. Selbst die Finanzmarktkrise konnte ihm nicht allzu viel anhaben, da die Inlandsnachfrage relativ solide blieb. In der Corona-Krise brach die Nachfrage auf dem Heimatmarkt jedoch ein. Wie die Ergebnisse unserer aktuellen Mittelstandsumfrage zeigen, traf dies den Mittelstand stark:
Die aktuelle Geschäftslage verschlechtert sich nach dem Shutdown drastisch und fällt noch unter ihr Niveau zur Zeit der Finanzmarktkrise. Relativ wenig betroffen sind nur die Mittelständler im Baugewerbe.
Viele Menschen sorgen sich um die Sicherheit von Job und Einkommen. Obwohl erst einmal eine große Zahl von Beschäftigungsverhältnissen durch Kurzarbeit gesichert wurde, werden die Arbeitslosenzahlen steigen. Auch die Unternehmen machen sich große Sorgen um ihre Zukunft und verschieben ihre Investitionen tendenziell nach hinten. Zurückhaltung zeigt sich deshalb auch beim Auslandsengagement. Nur noch 51,5 Prozent der mittelständischen Unternehmen sind im Ausland engagiert. Dabei bleibt die EU die wichtigste strategische Zielregion der Unternehmen.
Neben der weggebliebenen Nachfrage bereiten den Mittelständlern zudem Facharbeitermangel, Bürokratie und steigende Kosten zunehmend Sorgen. Eine gegenüber unserer Herbstumfrage deutlich gestiegene Zahl von Mittelständlern identifizierte diese Belastungen als aktuelle Problemfelder.
Die stärker empfundene Kosten- und Bürokratiebelastung führt auch zu einer zwiespältigen Bewertung des Klimapakets der Bundesregierung. So befürchten gut 60 Prozent der Mittelständler dadurch weitere Kostensteigerungen, Vorteile für das eigene Unternehmen sehen weniger als ein Drittel. Sechs von zehn Unternehmen gaben aber auch an, dass die Vorteile für die Gesellschaft langfristig überwiegen.
Mittelstand im Mittelpunkt
Aktuelle Studie: Frühjahr 2020
Große Teile des deutschen Mittelstands leiden stark unter der Corona-Krise
Herausforderung Unternehmensnachfolge
Viele Mittelständler belastet noch ein weiteres Problem: Die demografische Entwicklung verschärft auch die Nachfolgeproblematik. In den nächsten zehn Jahren steht bei rund einem Drittel der mittelständischen Unternehmen die Unternehmensnachfolge an. Im Herbst 2017 betraf dies noch lediglich gut ein Viertel der Befragten.
Insgesamt kann man aber zuversichtlich sein, dass die Mehrzahl der Mittelständler die aktuellen Herausforderungen meistern wird und die gute Marktposition langfristig verteidigen kann. Dabei hilft ihnen auch ihre gute Eigenkapitalausstattung: Die Eigenkapitalquote stieg nach Berechnungen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) von 7,5 Prozent im Jahr 2001 kontinuierlich auf 27,4 Prozent im Jahr 2018.
Über die Mittelstandsumfrage
Zweimal jährlich führt die DZ BANK zu wichtigen konjunkturellen Eckdaten eine Mittelstandsumfrage durch. Zu diesem Zweck führt ein unabhängiges Marktforschungsinstitut mit Hilfe eines von der DZ BANK konzipierten Fragebogens rund 1.500 telefonische Interviews mit Inhabern, Geschäftsführern und leitenden Angestellten mittelständischer Unternehmen durch. Die Umfrage wird nun schon seit 2013 als gemeinsamer Mittelstandsbericht von DZ BANK und BVR unter dem Titel ‘Mittelstand im Mittelpunkt' veröffentlicht.
Mittelständische Entscheidungsträger soll die Studie darin unterstützen, die eigene Unternehmenssituation, angestrebte Entwicklungsperspektiven oder Probleme mit den Umfrageergebnissen ihrer Branche zu vergleichen und gegebenenfalls Rückschlüsse für die Unternehmensstrategie daraus zu ziehen.
Die wichtigsten Umfrageergebnisse sind in der Publikation 'Mittelstand im Mittelpunkt' kurz zusammengefasst. Gleichzeitig finden Sie hier auch die wesentlichen Fakten zur Wirtschaftslage und Wirtschaftsentwicklung im Mittelstand.
Lesen Sie selbst die Ergebnisse unseres gemeinsamen Mittelstandsberichts von DZ BANK und BVR, der einmal mehr die Bedeutung des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft unterstreicht.